„Solche Situationen sind ein Fest für Viren“

Unser Beiratsmitglied Eren Güvercin sprach mit der WELT über die Auswirkungen von Corona auf den bevorstehenden Fastenmonat Ramadan:

„In der aktuellen Situation darf man bei den Gläubigen nicht vorschnell die Hoffnung wecken, dass bald große gemeinschaftliche Versammlungen in Moscheen stattfinden können“, sagte Güvercin WELT. Diese Hoffnungen würden „unvermeidlich enttäuscht“. (…)

Und ein Umstand erschwert speziell bei Muslimen die Normalisierung des religiösen Gemeinschaftslebens, wie Güvercin sagt: „Beim muslimischen Gemeinschaftsgebet lassen sich die Anforderungen von Virologen deutlich schwerer einhalten als im christlichen Gottesdienst. Da hilft auch die angekündigte Verteilung von Gesichtsmasken nicht weiter.“

So gehöre zum Ritualgebet der Muslime eine vorherige Waschung („Wudu“) in Waschräumen, dann die Niederwerfung im Gebet auf den Boden, der mit der Stirn berührt wird. Zudem werde das Gebet in der Moschee in geschlossenen Reihen, dicht an dicht, verrichtet. Und nach Abschluss des Gebets erfolge ein Händedruck mit dem Nebenmann. „Solche Situationen sind ein Fest für Viren“, sagt Güvercin bedauernd.

Deshalb sollten die Verbände ihre Gläubigen eher auf eine andere Situation vorbereiten, meint Güvercin: auf den Fall, dass den Christen vielleicht Gottesdienste gestattet werden, während die Muslime noch warten müssen, weil die Gefährdung in einer Moschee eine andere ist als in einer Kirche. Wenn Gläubige mit dieser Ungleichbehandlung völlig unvorbereitet konfrontiert werden sollten, könne das für Missverständnisse sorgen.

Allerdings betonen Muslime wie Güvercin oder der Penzberger Imam und Publizist Benjamin Idriz, welche Chance in einem solch andersartigen Ramadan liegen könne: Die Spiritualität müsse dieses Jahr eben in der Familie gelebt werden – so, wie dies kurz zuvor schon die Juden beim Pessach-Fest und die Christen an Ostern lernen mussten. Da haben Juden, Christen und Muslime eben viel gemeinsam.“

https://www.welt.de/regionales/nrw/article207429657/Ramadan-in-Zeiten-von-Corona.html

Categories: Aktuelles, Presse

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