Diskussion mit Markus Dröge (Bischof a.D., Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg- schlesische Oberlausitz), Frank van der Velden (Bistum Limburg/Universität Mainz) und Murat Kayman (Alhambra Gesellschaft)
In der Abschlussdiskussion der Jahrestagung 2022 des Theologischen Forums Christentum – Islam („Rechtspopulismus und Religion. Herausforderungen für Christentum und Islam“) diskutieren Markus Dröge (Bischof a.D., Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg- schlesische Oberlausitz), Frank van der Velden (Bistum Limburg/Universität Mainz) und Murat Kayman (Alhambra Gesellschaft) darüber, wie Religionen mit Rechtspopulismus umgehen können. Moderiert wird das Gespräch von Tobias Specker.
„Jede Religion ist – überspitzt gesagt – ein Stück weit rechtspopulistisch.“ Mit dieser provokanten These startet Murat Kayman in die Abschlussdiskussion. Er begründete dies damit, dass in jeder Religionsgemeinschaft Überzeugungen formuliert würden, die eine Überlegenheit gegenüber anderen Glaubensüberzeugungen zum Ausdruck brächten. Dies könne grundsätzlich auch legitim sein und „Populismus“ bedeute dann nicht von vornherein den Missbrauch einer Religion, sondern den Gebrauch eines Potenzials, das in Religionen liege. Problematisch sei, wenn in der Folge andere Gruppen abgewertet würden und nicht in grundlegende gemeinsame Vorstellungen – wie die Gestaltung eines friedvollen Zusammenlebens – hineingenommen würden.
Markus Dröge betont demgegenüber, dass man als gläubiger Mensch nicht zwingend behaupten müsse, im Besitz der ganzen Wahrheit zu sein. Es gehe darum, eine als subjektiv für richtig erkannte Wahrheit zu bekennen, sein eigenes Zeugnis aber gleichzeitig von anderen bereichern zu lassen. Dröge plädierte für einen entschlossenen Dialog mit dem Rechtspopulismus und forderte die Kirchen dazu auf, bekennende Kirchen zu sein bzw. zu werden und nicht einfach jegliche „Meinungen“ nur zu moderieren.
Frank van der Velden (Limburg/Mainz) schließlich wirbt dafür, dass Unterschieden zwischen den Religionen eine Stimme gegeben werden müsse. Denn nur so bleibe ein Dialog auf Augenhöhe möglich. Doch fordere dies, Spannungen auszuhalten und offen auszusprechen, was die Religionen trenne. Zentral werde auf diese Weise die Art des Diskurses, über die man sich einigen müsse.
Weitere Informationen: Tagung „Rechtspopulismus und Religion. Herausforderungen für Christentum und Islam“: https://www.theologisches-forum.de//jt22