Das Projekt „Lebensmelodien“ führt jüdische Werke aus der Zeit des Holocaust auf. Es sind Melodien, die größtenteils in Verlorenheit und Vergessenheit geraten sind, die jetzt, 75 Jahre später, wieder erklingen sollen. Teilweise sind es Uraufführungen von Melodien, die von den Holocaust-Nachkommen zur Verfügung gestellt werden; teilweise werden Melodien, die damals gesungen wurden, für Instrumente bearbeitet und von einem klassischen Ensemble aufgeführt.
Insgesamt sind deutschlandweit 10 Konzerte geplant, von November 2020 bis Ende 2022. Das Programm einer „Lebensmelodien“-Veranstaltung beinhaltet nebst musikalischer Darbietung auch eine Lesung der Biographien derjeniger, die die Melodien gesungen haben. „Durch die Aufführung der Stücke wird neues Leben geschaffen. Den Melodien und den Menschen dahinter wird in diesem Moment Raum gegeben. Im Vordergrund des Projekts steht die Bewahrung von Erinnerungen durch Musik und die Herstellung einer ‚lebendigen Erinnerung‘“, erklärt der Künstlerische Leiter des Projekts, Nur Ben Shalom. Seine Recherchen über das Leben und Werk einzelner Komponisten in den Archiven weltweit sind daher motiviert, den vergessenen jüdischen Melodien und Lebensgeschichten in Deutschland und Europa gebührend Raum und Gehör zu verschaffen.
Gefördert wird das Projekt vom Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, Dr. Felix Klein.
„Die deutsche Geschichte mit der NS-Zeit ist auch die Geschichte der Menschen, die in die Bundesrepublik eingewandert sind“, sagt Dr. Aydın Süer von der Alhambra-Gesellschaft und unterstreicht: „Die Aufarbeitung der Shoah ist für die muslimische Bevölkerung in Deutschland zu einem Teil ihres Selbstverständnisses geworden. Das wollen wir sichtbar machen.“
Aufgrund der vom Berliner Senat beschlossenen neuen SARS-CoV-2-Infektionsschutzverordnung muss das für den 08. November geplante „Lebensmelodien“ Eröffnungskonzert als Präsenzveranstaltung leider verschoben werden. Wir hoffen, dass wir das geplante Format im Jahr 2021 durchführen können. Zu hören sind die „Lebensmelodien“ trotzdem, sie werden jetzt in der leeren Kirche erklingen im Gedenken an die Pogromnacht vor 82 Jahren.
Die Konzertreihe „Lebensmelodien“ mit jüdischer Musik aus der Zeit der Shoah wird am 8. November in Berlin eröffnet. Das Konzert aus der Apostel-Paulus-Kirche in Schöneberg können Sie hören und sehen:
rbbKultur.de – Videostream am 8. November ab 18.00 Uhr
rbbKultur Radio, 8. November ab 20.04 Uhr
rbb Fernsehen, 10. November, 0.40 Uhr
https://www.rbb-online.de/rbbkultur/themen/musik/beitraege/2020/11/Lebensmelodien.html
„Lebensmelodien“ ist Teil der interreligiösen Reihe „Grenzgänge“, die gemeinsam von der Alhambra-Gesellschaft, der Apostel-Paulus-Gemeinde, dem Berliner Missionswerk, der Evangelischen Akademie zu Berlin und dem Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg organisiert wird. In dieser Reihe verbinden wir die inhaltliche Auseinandersetzung mit interreligiösen Fragen mit der Suche nach künstlerischen Zugängen zur Begegnung von Menschen unterschiedlicher religiöser und weltanschaulicher Prägung.