Das interreligiöse Projekt „Lebensmelodien“ wird vom Antisemitismus-Beauftragten des Bundes gefördert

Photo by Catalin Balta (unsplash.com)

Die Kooperation „Grenzgänge“, ein Zusammenschluss des Ev. Kirchenkreises  Tempelhof-Schöneberg, der Alhambra-Gesellschaft, der Ev. Akademie zu Berlin, des interreligiösen Dialogs in der Ev. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) und der Apostel-Paulus-Kirchengemeinde in Berlin-Schöneberg, wird durch den Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, Dr. Felix Klein, gefördert.

„Wir freuen uns sehr, dass unser Konzept, jüdische Musik insbesondere aus der Zeit des Holocaust in Konzerthäusern, Synagogen, Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und in Schulen aufzuführen, vom Antisemitismusbeauftragten befürwortet und gefördert wird“, sagt Michael Raddatz, der Leiter der Kooperation „Grenzgänge“. „Wir führen den Kampf gegen den Antisemitismus als interreligiöse Kooperation gemeinsam und mit den Mitteln der Bildung und der Musik“, betont der Superintendent des Kirchenkreises Tempelhof-Schöneberg.

In dem zweijährigen Projekt wird durch die Erforschung jüdischer Musik aus der Zeit von 1933-45, die Bereitstellung des daraus resultierenden Materials für die musikpädagogische Bildung sowie durch eine deutschlandweite Konzertreihe, ein bisher wenig erforschtes Kapitel der deutschen Musikgeschichte in die Gegenwart geholt. Dabei stehen jüdische Komponistinnen und Komponisten mit ihrem musikalischen Werk und ihrem Leben, das geprägt war von der Verfolgung und der Shoah, im Mittelpunkt. 

Gefördert werden von 2020 bis zum Ende des Jahres 2022 deutschlandweit zehn Konzerte in Synagogen, Kulturzentren, Kirchen und auf öffentlichen Gedenkveranstaltungen. Neben Berlin sind weitere Konzertorte Cottbus, Hannover, Mannheim und Hamburg. Außerdem werden im Rahmen eines Chortages sowie durch die Kooperation mit Schulen ausgewählte Werke zur Aufführung gebracht. Ziel ist es darüber hinaus, Werke von insgesamt 50 jüdischen Komponistinnen und Komponisten mit jeweils einem Werk einzuspielen und ihre „Lebensmelodien“ gemeinsam mit ihrer Biografie als Archivmaterial weltweit zur Verfügung zu stellen.      

„Die deutsche Geschichte mit der NS-Zeit ist auch die Geschichte der Menschen, die in die Bundesrepublik eingewandert sind“, sagt Dr. Aydın Süer von der Alhambra-Gesellschaft und unterstreicht: „Die Aufarbeitung der Shoah ist für die muslimische Bevölkerung in Deutschland zu einem Teil ihres Selbstverständnisses geworden. Das wollen wir sichtbar machen.“

„Die gemeinsame Auseinandersetzung in einem multireligiösen Team mit unserer deutschen Geschichte und all ihren Abgründen fördert gerade in diesen Zeiten unsere Vision des Zusammenlebens“, betont Dr. Sarah Albrecht, Studienleiterin für den interreligiösen Dialog an der Ev. Akademie zu Berlin.

„Durch die Aufführungen der ‚Lebensmelodien‘ in Berlin-Schöneberg, einem Ort, an dem auch viele der jüdischen Komponisten lebten, kommen die Melodien wieder zurück an den Ort, an welchem sie gedacht und komponiert wurden. Wir freuen uns sehr, dass wir den Beginn und den Abschluss der Konzertreihe in der Schöneberger Apostel-Paulus-Kirche gestalten können“, sagt Pfarrerin Martina Steffen-Elis. Viele dieser „Lebensmelodien“ seien in diesem Kiez als Zeugnisse der Hoffnung und der Kraft in einer unmenschlichen Welt entstanden.

„Gerade in Zeiten, in denen antisemitische und rechtspopulistische Töne verstärkt zu vernehmen sind, brauchen wir die Lebensgeschichten der Musikerinnen und Musiker sowie ihre Musik gegen das Vergessen“, betont Dr. Andreas Goetze, Landeskirchlicher Pfarrer für interreligiösen Dialog der Ev. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). 

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