Erklärung zum Artikel “Plan zur Spaltung der Muslime” in der türkischen Tageszeitung Yeni Şafak vom 08. September 2018

[Zum türkischen Original der Erklärung]

Vor mittlerweile 50, bald 60 Jahren begann die Arbeiteraussendung nach Deutschland. Menschen, die oftmals als “Bauern” und “Arbeiter” geringgeschätzt wurden, haben nicht nur Devisen in ihr Geburtsland überwiesen. Sie haben sich und ihren Familien hier ein Leben aufgebaut. Die Fremde wurde ihnen, ohne dass sie es selbst bemerkten, zur neuen Heimat.

Ohne eine staatliche Unterstützung aus der Türkei oder aus Deutschland erhalten zu haben, gründeten sie mit den Moscheegemeinden eines der europaweit aktivsten und größten zivilgesellschaftlichen Institutionen.

Die zweite und dritte Generation haben dieses Erbe ihrer Eltern unter großer Aufopferung weiter aufrecht erhalten, wo notwendig, wurden neue Bedarfe und Herausforderungen berücksichtigt. Insbesondere die dritte Generation beginnt nun, sich vermehrt dem sozialen Bereich zu widmen und gesamtgesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.

Diese Menschen, die den Islam und die Muslime als integralen Bestandteil der Gesellschaft sehen wollen, haben aus ihrem muslimischen Selbstverständnis und dem Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Gesellschaft, in der sie leben, heraus neue Vereine und Institutionen etabliert. Die Alhambra Gesellschaft, der Sozialdienst Muslimischer Frauen, das Muslimische Jugendwerk und viele andere namentlich nicht genannte Vereine sind aus diesem Verantwortungsbewusstsein heraus gegründet worden. Sie haben sich nicht als Fremdkörper definiert, sondern als Teil der Zivilgesellschaft in Deutschland verortet und gehen nun mit großer Hingabe ihrer Arbeit nach.

Aufgrund der Veröffentlichung ihres Artikels verurteilen wir die Yeni Şafak, die all dies nicht sehen will und mit ihren falschen und haltlosen Anschuldigungen diese Vereine zur Zielscheibe macht.

Menschen, die seit mehr als 50 Jahren in Deutschland leben, werden immer noch von diesen Akteuren als ein “Haufen von willenlosen Menschen” angesehen. Wer nicht einmal im Ansatz verstanden hat, was zivilgesellschaftliches Engagement bedeutet, wird diesen Einsatz und dieses Verantwortungsbewusstsein niemals verstehen und nicht davor zurückschrecken, sich für das Gemeinwohl einsetzende Menschen als “fremdgesteuert” zu stigmatisieren.

Die Aktivitäten der im Artikel genannten Vereine und der Einsatz, den ihre Gründer und Mitglieder für die muslimische Community bisher erbracht haben, sind hinlänglich bekannt. Daran werden auch diejenigen, die in Don Quijote-Manier am Schreibtisch gegen selbst errichtete Windmühlen kämpfen, nichts ändern können.

Wir glauben daran, dass die Muslime in Deutschland die Leistung der muslimischen Zivilgesellschaft anerkennen werden.


Interview mit Aydın Süer, stellvertretender Vorsitzender zur Gründung der Alhambra Gesellschaft, vom 11. Januar 2018 für Cosmo – Köln Radyosu

2 thoughts on “Erklärung zum Artikel “Plan zur Spaltung der Muslime” in der türkischen Tageszeitung Yeni Şafak vom 08. September 2018

  1. […] 8 Eylül 2018 tarihli Yeni Şafak gazetesinin “Müslümanları bölme planı” haberi ile ilgili açıklama (Deutsche Übersetzung der Erklärung) […]

  2. […] sich eine der kritisierten Einrichtungen, die in Köln beheimatete Alhambra Gesellschaft, in einer öffentlichen Erklärung gegen die Einlassungen der „Yeni Şafak“-Autorin. Man verurteile den Text der „Yeni Şafak“. […]

Comments are closed.