Rede: „Die Sicherheit von Jüdinnen und Juden in Deutschland ist auch unsere Verantwortung als Muslime“

Eren Güvercin, unser Gründungsmitglied und Projektleiter von „MuslimDebate 2.0 – Gesellschaft gemeinsam gestalten!“, hielt auf der Kundgebung „Gegen Terror und Antisemitismus – Solidarität mit Israel“ eine Rede.

Das Video zur Rede finden Sie auf unserem YouTube-Kanal:

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Vor der großen Kundgebung in Berlin sprach Eren Güvercin mit Phoenix:

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Die Rede als Text:

Deutsch:

Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
Seine Exzellenz, der Botschafter von Israel Herr Ron Prosor
Liebe Berlinerinnen und Berliner,

Ich begrüße Sie mit muslimischen Friedensgruß Assalamu alaikum wa rahmatullahi wa barakatuhu.

Frieden sei mit euch, und Gottes Barmherzigkeit und Segen!

Wir beten um Frieden. Frieden für die Seelen der am Morgen des 7. Oktober in Israel ermordeten Menschen. Wir beten um Frieden für die Verschleppten und ihre Angehörigen, die in Angst um ihre Liebsten sind.

Wir beten um Frieden für die Menschen, die jetzt in Gaza unter den Folgen der Verbrechen und des Terrors ihrer politischen Führer leiden.

Nichts, was wir hier und heute sagen, wird den Nahostkonflikt lösen.

Aber wir erheben unsere Stimmen, um alle, die wir hier in dieser Stadt, in diesem Land zusammenleben, daran zu erinnern:

Der Glaube ist eine Quelle, aus der wir schöpfen, um Frieden zu stiften!

Der Glaube darf uns nicht entzweien – er muss uns vereinen!

Als Muslime können wir nicht Moses als Prophet Gottes verehren und gleichzeitig sein Volk hassen! Wenn wir uns vor dem Gott Abrahams in Demut verneigen, dann ist es unsere Verantwortung als Muslime, dass unsere jüdischen Nachbarn ohne Angst leben können!

Nur weil man der gleichen Religion angehört, heißt es nicht, dass man im Unrecht zusammenhält. Denn wenn Muslime gegen Juden hetzen, die Schandtaten der Terrororganisation Hamas bejubeln und Jüdinnen und Juden auch hier bei uns bedrohen, dann müssen zuallererst wir Muslime aufschreien und einschreiten.

Die Sicherheit von Jüdinnen und Juden in Deutschland ist auch unsere Verantwortung als Muslime, als Muslime Deutschlands, dessen Geschichte unauflöslich mit der Schoa verbunden ist.

Die Terrororganisation Hamas hat mit ihren Angriffen vom 7.10. einen selbst im Nahostkonflikt bisher beispiellosen Tiefpunkt erreicht. Diese grausamen, unmenschlichen Verbrechen sind durch nichts zu rechtfertigen und dürfen auch durch keine vermeintliche Kontextualisierung oder Relativierung verharmlost werden.

Die Hamas hat sich durch ihre Taten nicht nur an den Opfern versündigt, sondern mittelbar auch an der palästinensischen Bevölkerung in Gaza, die jetzt unter den Folgen des Hamas-Terrors leidet. Die Hamas hat diese Folgen nicht nur in Kauf genommen, sondern bedient sich ihrer, um ihren ideologischen Hass an die nächste Generation weiterzugeben.

Gerade hier in Deutschland dürfen wir Muslime uns nicht auf diesen Hass einlassen und müssen alles dafür tun, dass wir friedlich zusammenleben.

Wir schulden einander die Treue im Frieden!

Frieden! Das ist unser gemeinsames Gebet!

English:

Dear Mr. Federal President,
His Excellency the Ambassador of Israel Mr. Ron Prosor
Dear Berliners,

I greet you with Muslim peace greeting Assalamu alaikum wa rahmatullahi wa barakatuhu.

Peace be with you, and God’s mercy and blessings!

We pray for peace. Peace to the souls of those murdered in Israel on the morning of October 7th. We pray for peace for those abducted and their families who are in fear for their loved ones.

We pray for peace for the people who are now suffering the consequences of the crimes and terror of their political leaders in Gaza.

Nothing we say here today will solve the Middle East conflict. But we raise our voices to remind everyone who lives together here in this city, in this country:

Faith is a source from which we draw to create peace! Faith must not divide us – it must unite us!

As Muslims, we cannot worship Moses as a prophet of God and hate his people at the same time!

If we bow in humility before the God of Abraham, then it is our responsibility as Muslims to ensure that our Jewish neighbors can live without fear!

Just because you belong to the same religion doesn’t mean you stick together when things are wrong. Because when Muslims agitate against Jews, applaud the atrocities of the terrorist organization Hamas and threaten Jews here in our country, then we Muslims must first of all scream out and intervene. The safety of Jews in Germany is also our responsibility as Muslims, as Muslims of Germany, whose history is inextricably linked to the Shoah.

With its attacks on October 7th, the terrorist organization Hamas has reached a low point that is unprecedented even in the Middle East conflict. These cruel, inhumane crimes cannot be justified by anything and must not be trivialized by any supposed contextualization or relativization.

Through its actions, Hamas has not only sinned against the victims, but also indirectly against the Palestinian population in Gaza, who is now suffering from the consequences of Hamas‘ terror. Hamas has not only accepted these consequences, but is using them to pass on its ideological hatred to the next generation.

Especially here in Germany, we Muslims must not get involved in this hatred and must do everything we can to ensure that we live together peacefully.

We owe each other loyalty in peace!
Peace! This is our common prayer!

Categories: Aktuelles

2 thoughts on “Rede: „Die Sicherheit von Jüdinnen und Juden in Deutschland ist auch unsere Verantwortung als Muslime“

  1. Sehr geehrter Herr Güvercin,
    ich möchte Ihnen meinen Respekt und Dank für Ihre klaren Worte und Ihre Position in Bezug auf die grausamen Terrorakte in Israel aussprechen! Besonders der Widerspruch zwischen der Verehrung Moses als Propheten bei gleichzeitiger Verfolgung und Wunsch nach Vernichtung seines Volkes hat mich berührt! Mit Menschen wie Ihnen ließe sich die Welt zu einem friedlicherem Ort machen.
    Gott segne Sie,
    Heike Ritzrau

  2. Eine sehr gute Rede, hoffentlich findet sie weitreichend Gehör, vielen Dank!

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