Was ist europäischen Muslimen wichtig? Welche Sicht auf ihre Religion als bestimmender Aspekt ihres Alltages haben sie? Wie hört sich, fühlt sich der von ihnen gelebte Islam an? Welche Berührungspunkte hat ein solcher Islam hin zur gesamten Gesellschaft? All diesen Fragen soll mit Hilfe der „Freitagsworte“ nachgegangen werden.

Wir als Redaktion sind davon überzeugt, dass sich deutschsprachige Muslime für die Vermittlung ihrer Glaubensinhalte einer neuen Sprache bedienen müssen. Momentan entstehen Texte von Muslimen über den Islam – jedenfalls solche mit dem Anspruch religiöser Wahrheit – noch als Transferleistung aus einer anderen Sprache ins Deutsche hinein.

Oftmals gelingt es nur schwer, den Gehalt solcher textlicher Bekenntnisse zum Islam im Zuge der Übersetzung zu erhalten. Eine möglichst wörtliche Übersetzung scheitert oftmals an dem Anspruch, auch die emotionale und poetische Dimension des Urtextes mitzunehmen. Die emotionale Ansprache des Urtextes geht viel zu häufig verloren – und damit die Wirkung eines Textes, der eben nicht nur als profaner Text verstanden werden will.

Mit Freitagsworte versuchen wir als Redaktion Möglichkeiten zu finden, die Gedanken und Gefühle von Muslimen in Bezug auf ihren Glauben direkt, ohne das Werkzeug der Übersetzung und damit ohne den Verschleiß von Inhalt und Kraft des Gesagten, zu artikulieren. Wir möchten damit Muslime erreichen, die vor der Schwierigkeit stehen, dass die von ihnen angewandte, gelebte Alltagssprache oft nicht mehr jene ist, in der ihnen ihre Religion vermittelt wurde und noch wird.

Wir möchten auch ein nichtmuslimisches Publikum erreichen und nicht nur sichtbar, sondern auch spürbar machen, wie sich der Islam in deutscher Sprache anfühlt. Denn auch der Ton, das durch Sprache transformierte Gefühl, trägt wesentlich zum Verständnis von Glaubensinhalten bei.

Und beide Teile dieses Publikums wollen wir für die Schönheit des Islam begeistern, von der wir glauben, dass sie sich besser entfalten kann, wenn sie in einer Sprache zugänglich ist, die nicht als fremd und brüchig wahrgenommen wird.

Ausdrücklich will sich die Redaktion in die Rolle eines Sprechers einer Freitagspredigt hineinversetzen; gerade auch um der Herausforderung nachzuspüren, wie durch eine direkte Ansprache, durch eine appellative Nähe zum Publikum, die Vermittlung religiöser Inhalte gelingen kann.

Bewusst verzichtet sie dabei auf rituelle Umrahmungen der Texte. Die rituelle, spirituelle Begleitung der freitäglichen Gemeindeansprache ist Sache der Religionsgemeinschaften. Die Freitagsworte wollen nur einen Eindruck davon vermitteln, wie diese Ansprache inhaltlich direkter und sprachlich harmonischer gelingen kann. Deshalb sind die Freitagsworte keine Alternative zu den Predigttexten der islamischen Religionsgemeinschaften – aber eine thematische und stilistische Anregung zum Weiterdenken.

Die Freitagsworte wollen regelmäßig wöchentlich, jeweils freitagsmorgens erscheinen. Als Texte von Muslimen für Muslime. Ausdrücklich sind Gastautoren dazu eingeladen, sich Gedanken zu machen über ihre höchstpersönlichen Freitagsworte – empathisch als Appell an eine Freitagsgemeinde. Die Redaktion ist sehr daran interessiert, auch solche Gastbeiträge als Freitagsworte zu veröffentlichen.